Betriebsintegrierte Beschäftigung führte 42-jährigen Herborner vor sechs Jahren von der REHA-Werkstatt ins Blumenhaus Kuhlmann
Kein Tropfen Schweiß glänzt auf seiner Stirn. Trotz der tropischen Temperaturen im Gewächshaus. Trotz der langen Hose, die er trägt. Jörg Adelmann fühlt sich pudelwohl. Zeigt. Erklärt. Führt stolz seine Besucher durch seine Schaffensbereiche. Seit mittlerweile sechs Jahren arbeitet der 42-Jährige für das Herborner Blumenhaus Kuhlmann – in Betriebsintegrierter Beschäftigung.
36 Mitarbeiter der Dillenburger Werkstätten arbeiten derzeit auf Außenarbeitsplätzen in 29 heimischen Unternehmen als sogenannte BiB-Mitarbeiter. Bedeutet: Sie behalten ihren Status als Werkstatt-Mitarbeiter, sind jedoch komplett in die Abläufe des Außenbetriebs eingebunden. So wie Jörg Adelmann. Der Herborner kam 2004 in die REHA-Werkstatt in Haiger. Zuvor war er in der Vitos-Klinik in Herborn, wo er eine dreijährige Ausbildung zum Gärtner absolvierte. 2010 folgte ein Praktikum bei Kuhlmann, dem schließlich ein BiB-Vertrag folgte.
Beide Seiten profitieren
Wolfgang Schuster, Landrat des Lahn-Dill-Kreises, ist Schirmherr für die Betriebsintegrierte Beschäftigung der Lebenshilfe Dillenburg – und dankbar für die Unterstützung der Unternehmen: „Sie geben Menschen, die nicht vom Schicksal geküsst worden sind, eine Perspektive“, betont er. „Und das Schöne dabei: Beide Seiten profitieren davon. Keiner geht ein Risiko ein.“ Er hoffe, dass mehrere Unternehmen im Kreis diese Chance nutzen würden.
Denn dieser Personenkreis ist leistungsfähig, wie Betriebsinhaber Michael Kuhlmann bestätigt: „Jörg hat sich toll entwickelt, er gehört zum Team dazu wie alle anderen.“ Ware auszeichnen und aufstellen, gießen, beraten, die Kasse bedienen – kein Problem. Jörg Adelmann ist ein vollwertiger Mitarbeiter im knapp 30 Mitarbeiter umfassenden Familienbetrieb. Was ihn auszeichnet, sind vor allem sein Fachwissen und sein freundliches Wesen. „Die Kunden sollen ja wiederkommen“, erklärt er. Was ihn von den anderen Mitarbeitern unterscheidet, ist sein Arbeitstempo. „Das stimmt, Jörg ist langsamer als andere, aber das ist okay für uns – und für die Kunden“, sagt Michael Kuhlmann. „Bei denen ist Jörg nämlich auch sehr beliebt.“
Anfang 2013 wurde die Finanzierung der Außenarbeitsplätze vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen neu strukturiert. Ziel ist es, mehr Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. „Unser Anliegen als Werkstatt ist es, Arbeitsbereiche zu finden, die den individuellen Fähigkeiten unserer Klienten entsprechen“, erläutert Ralf Turk, Bereichsleiter der Dillenburger Werkstätten. Individuelle Fähigkeiten wie der grüne Daumen von Jörg Adelmann, durch den er im Blumenhaus Kuhlmann eine neue berufliche Heimat gefunden hat.
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