Vertrauliches in besten Händen

Echte Anpacker: (v.l.) Darius Glogowski, Eduard Ebel und Christopher Rompf. (Foto: Sandy Klein)

Das hungrige Maul der Maschine zermalmt in Windeseile das Papier zu winzigen Schnipseln. Neben der Anlage stehen drei kräftige Kerle, Beschäftigte der Dillenburger Werkstätten. Sie füttern das Laufband unaufhörlich mit weiteren Stapeln an Dokumenten, die sie aus einer blauen Tonne holen.

Seit 1993 bietet die Zweigstelle in Eibelshausen professionelle Aktenvernichtung an. Acht bis zehn Tonnen Papier werden hier mittlerweile pro Woche zerschreddert. Darüber hinaus auch viele CDs und DVDs, die auf diesem Weg entsorgt werden. Was damals noch mit einer deutlich kleineren und leistungsschwächeren Maschine angefangen hatte, wurde im Laufe der Jahre aufgerüstet. Heute arbeitet die Lebenshilfe-Einrichtung mit einer Anlage, die die Sicherheitsstufe 3 garantiert.

„Vertrauliches Schriftgut ist bei uns in besten Händen“, sagt Gruppenleiter Ralf Bonorden. Das lässt sich auch an der großen Anzahl an Kunden ablesen, die regelmäßig von der Lebenshilfe ihre hochsensiblen personen- oder betriebsbezogenen Informationen vernichten lassen: „Inzwischen sind es über 250 Firmen, vom Handwerksbetrieb bis zum großen Industrieunternehmen,  Geschäfte, Institutionen, Büros und Verwaltungen aus dem gesamten alten Dillkreis, die zu unserem festen, regelmäßigen Kundenstamm gehören. Darüber hinaus kommen viele Privatleute zu uns.“ Von der Kleinstmenge bis zu Großkundenaufträgen wird alles bedient. Berechnet werden die Kosten für die Vernichtung in Staffelpreisen.

Laut Bonorden hat die Auftragslage während der ersten Corona-Phase deutlich zugenommen. „In der Zeit ist schon deutlich mehr ausgemistet worden, das haben wir schon  gemerkt. Dadurch, dass wir auch einige Wochen schließen mussten, war unser Lager zeitweise pickepackevoll.“

Sechs bis acht Menschen mit Behinderungen gehören zum Stamm-Team, das mit der Aufgabe der Aktenvernichtung betraut ist. Je nach Auftragslage wird es um bis zu fünf weitere Werkstattbeschäftigte ergänzt. Die Arbeit in diesem Bereich ist eine körperlich fordernde und schweißtreibende. Aber eine, die laut Bonorden sehr beliebt ist innerhalb der Werkstatt. „Von vielen ist das hier der Wunscharbeitsplatz. An der Maschine zu stehen und mit dem Hubwagen oder dem Container durch die Flure zu fahren – das ist schon cool.“ Neben den Anpackern an der Maschine braucht es natürlich auch noch die Vorarbeiter, die für die Entfernung von Metall- und Plastikteilen sowie für die Vorsortierung zuständig sind. Die gepressten Partikel kommen nach der Zerkleinerung in einen Container. Dessen Inhalt wird in die Papierfabrik gebracht und dort dann wieder recycelt.

„Unsere Beschäftigten werden regelmäßig geschult im Umgang mit sensiblen Daten“, erklärt Bonorden. „Wir achten pedantisch darauf, dass wir vernünftig mit den uns anvertrauten Daten umgehen.“ Gab es auch schon mal unseriöse Anfragen? „Ja, gab es tatsächlich. Darauf sind wir aber auch nicht eingegangen. Wir sind etwa von einem Kunden kontaktiert worden, der anonym bleiben und uns seine Papiere auf einem Parkplatz übergeben wollte. Solche Anfragen kommen auch schon mal, sind aber selten.“

Täglich fährt ein Team mit dem Akten-LKW raus, um die bereitgestellten Container mit Dokumenten abzuholen, und bietet in diesem Zusammenhang sogar komplette Archiventrümpelungen an. Oder aber die Kunden bringen die Unterlagen selbst nach Eibelshausen zur Werkstatt. „Wenn die Kunden zu uns auf den Hof kommen und unseren Beschäftigten die Dokumente überreichen oder unser rausfahrendes Team vor Ort die Akten übernimmt, ist das Inklusion pur.“ Bei vielen Kunden ist dann auch gleichzeitig das Interesse an der Werkstattarbeit im Allgemeinen geweckt. „Vor Corona haben sich dann Kunden die Einrichtung und die vielfältigen Bereiche, zum Beispiel die Montage von Sicherungskästen und LED-Beleuchtungen für Wohnmobile, zeigen lassen und waren enorm beeindruckt von dem, was unsere Beschäftigten leisten.“

Kontakt: Tel.: 02774/9137-19, eibelshausen@wfbm.biz