Er schreitet durch die vielen Gänge, als sei dies sein zweites Zuhause. Kai Engelhard identifiziert sich voll und ganz mit seinem neuen Arbeitsplatz. „Ich bin Hausmeister an der Wilhelm-von-Oranien-Schule“, sagt der 33-Jährige selbstbewusst. Dort hat der Mitarbeiter der Dillenburger Werkstätten eine neue berufliche Heimat gefunden. Möglich gemacht hat das vor allem der Förderverein der Schule.
Kai Engelhard hat an der WvO zum 1. März einen Vertrag auf Basis der Betriebsintegrierten Beschäftigung (BiB) erhalten. Er behält damit seinen Status als Mitarbeiter der Werkstätten, ist aber in seinem Arbeitsalltag komplett in die Abläufe der Schule eingebunden. Dem Vertrag vorausgegangen ist ein mehrmonatiges Praktikum, in dem sich gezeigt hat, dass der Mann aus Burg dort genau richtig ist. Auf ein Jahr ist der Vertrag zunächst befristet, doch Dr. Bernd Peter vom Förderverein „Wilhelms Freunde“ betont bereits jetzt, dass „wir nicht ausschließen, dass wir auch weiterhin die Kosten für diese Stelle übernehmen.“ Die Schule erhält vom Lahn-Dill-Kreis ein Budget, von dem das Gehalt für Kai Engelhard abgezogen wird. Diese Summe trägt der Förderverein. „Ein erheblicher Posten für uns“, wie Dr. Bernd Peter anmerkt. „Allerdings auch einer, der für alle Beteiligten eine Win-win-Situation bedeutet.“
Um 8 Uhr beginnt in der Regel Kai Engelhards Tag im dreiköpfigen Hausmeisterteam. Tische stellen, Schwämme und Kreide aushändigen, Hecken schneiden, Rasen mähen, Laub blasen, das Fundbüro betreuen – seine Aufgaben sind vielseitig. „Ich bin froh und dankbar, dass ich hier arbeite“, sagt Kai Engelhard. „Zwei so nette Chefs, wie ich sie habe, hat man nicht überall.“ Gemeint sind seine Hausmeisterkollegen Werner Langer und Jost Koch.
„Wir sind unsererseits aber auch sehr froh, Kai zu haben“, teilt Hausmeister Werner Langer mit. „Was wir vor allem an ihm schätzen, ist seine Flexibilität.“ Ist Not am Mann, ist der neue Hausmeistergehilfe immer zur Stelle. „Kai entwickelt sich hier weiter“, stellt auch Achim Becker fest, der den Mann mit der geistigen Behinderung von Seiten der Lebenshilfe begleitet. „Früher hatte er häufig Probleme mit der Pünktlichkeit. Das ist jetzt kein Thema mehr.“ Lehrer und Schüler erleben Kai Engelhard stets als höflich und hilfsbereit. Aber auch als freundlich-bestimmt. Etwa wenn er auf achtlos in der Raucherecke auf den Boden geworfene Kippen hinweist: „Die heben wir aber auf, oder?“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Ehemaligen der Schule eine Anstellung finanzieren. So sind „Wilhelms Freunde“ bereits über 22 Jahre für das Gehalt einer Bibliotheksassistentin und darüber hinaus für mehrere kleinere Beschäftigungsverhältnisse aufgekommen.
Kai Engelhard ist einer von insgesamt 39 Werkstatt-Mitarbeitern der Lebenshilfe Dillenburg, der auf einem BiB-Arbeitsplatz tätig ist. 2013 wurde die Finanzierung der Außenarbeitsplätze vom Landeswohlfahrtsverband neu strukturiert. Ziel ist es, mehr Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Wichtig sind dabei die enge Begleitung von Seiten der Lebenshilfe und der gute Austausch mit dem jeweiligen Betrieb.